Historisches
Man schreibt in Kolbermoor das Jahr 1886 – das Jahr in dem der Schäfflertanz das erste Mal aufgeführt wurde. Diese Idee ist auf den damaligen Gemeindeschreiber, einen gewissen Herrn Bohl, einen gebürtigen Münchner zurückzuführen. Er schlug bei einer Sitzung der Kolbermoorer Faschingsgesellschaft vor, statt der üblichen Haberfeldtreiben und Bauernhochzeiten doch einmal den Münchner Schäfflertanz aufzuführen. Voller Begeisterung wurde der Vorschlag aufgenommen und man setzte sich mit den Münchner Schäfflern in Verbindung. Mit Unterstützung dieser Schäffler wurde der Tanz einstudiert und man erwirkte vom damaligen Prinzregent Luitpold aus Bayern ein königliches Dekret, mit der Erlaubnis den Tanz alle 7 Jahre aufzuführen. Um die Tanzpausen durch Theateraufführungen zu überbrücken gründete sich 1893 aus der Schäfflervereinigung der „Dramatische Club Immergrün“. Dieser machte sich mit der zunehmenden Industrialisierung auch die Aufgabe das Heimatgut zu pflegen und das Brauchtum zu schützen. Aus diesem entstand der „Gebirgstrachten Erhaltungsverein Immergrün Kolbermoor“. Von 1886 bis 1914 konnten die Schäffler im 7 Jahres Turnus tanzen, bis die Wirren der Weltkriege die Tradition unterbrachen. Im Jahr 1936 wurde Kolbermoor zum Markt erhoben und der Tanz außerhalb der Reihe aufgeführt. Seit 1949 findet der Tanz wieder turnusgemäß alle 7 Jahre statt.
Der Legende nach wütete 1517 die Pest in München und die Menschen gingen vor lauter Angst nicht mehr aus dem Haus. Um nach dem Abklingen des „schwarzen Todes“ den Leuten wieder neuen Mut zu geben, ging die Zunft der Fassmacher und Schäffler als erstes wieder auf die Straßen. Mit Trommeln und Pfeifen zogen sie durch München und versuchten mit einem Reigentanz den Menschen wieder neuen Lebensmut zu geben. Ob sich dies tatsächlich so abgespielt hat, kann heute nicht mehr geklärt werden, da das Sterberegister für dieses Datum keine auffälligen Todesraten für München aufweist. Für das Jahr 1702 wurde der Tanz jedoch das erste Mal nachgewiesen und seit 1760 wird dieser im 7 Jahresrhythmus aufgeführt. Wie es zu diesem Turnus kam ist heute auch nicht mehr aufzuklären. Es wird vermutet, dass es alle paar Jahre zu Pestausbrüchen kam, die man durch den Tanz eindämmen wollte. Im Lauf des 19. Jahrhunderts verbreitete sich der Tanz auch auf viele Gemeinden in Altbayern und wird heute noch aufgeführt. Mit diesem Hintergrund spiegelt der Tanz durch seine verschiedenen Figuren die Ängste und Nöte der Menschen, er spiegelt aber auch das Neuerwecken des Lebens, sowie die Verbundenheit zum christlichen Glauben und zum Herrschaftshaus.